Rømø – Dänen lügen nicht…

Dänen lügen nicht…

Dieses Zitat aus einem Klassiker von Otto Waalkes war eindeutig nicht der Auslöser für einen Urlaub auf Rømø. Die Insel liegt 6 Kilometer nördlich von Sylt. Sie ist damit die südlichste dänische Nordseeinsel und gehört zu den dänischen Wattenmeer Inseln.

Die Insel hat etwa 650 Einwohner und ist mit dem Festland verbunden über den sogenannten Rømø-Damm. Rømø, das 1190 erstmals schriftlich erwähnt wurde, gehörte zwischen 1864 und 1920 zu Schleswig Holstein. In einer Volksabstimmung entschieden sich die Bewohner aber für eine Zugehörigkeit zu Dänemark.

Im 17. Und 18. Jahrhundert gelangte die Insel durch den Walfang zu Reichtum und einer gewissen Berühmtheit. In den Walfangflotten der damaligen Zeit waren ca. 40 Kapitäne von Walfängern (auch Kommandeure genannt) tätig, die von der Insel Rømø stammten. Von dieser Zeit zeugt auf dem Friedhof der Insel ein Gräberbereich, wo diese Männer ihre letzte Ruhe fanden. Aufwändig gestaltete Grabsteine (sog. Kommandeur Steine) zeugen noch vom damaligen Reichtum.
Rømø bietet einige Sehenswürdigkeiten von überregionaler Bedeutung.

Der Kommandørgården („Kommandeurshof“) ist einer der alten, reichen Erbhöfe Rømø‘s und wurde lange Zeit vom Amtsvorsteher der Insel bewohnt. Der Kommandeurshof ist heute einer der Standorte des dänischen Nationalmuseums. Südlich davon befindet sich als Teil des Standortes die Toftum Skole, die kleinste und älteste Schule Dänemarks.

Die Rømø Kirke, aus dem Jahr 1200, ausgebaut im 17. und 18. Jahrhundert, ist dem Schutzheiligen der Seefahrer Sankt Clemens geweiht. In ihrem Inneren gibt es mehrere kostbare Votivschiffe.

Jedes Jahr findet am ersten Wochenende im September ein internationales Drachenfestival statt, bei dem mehr als 1.000 Drachen steigen. Da der Strand von Rømø mit dem Auto befahrbar ist, können die Drachen am Auto befestigt werden.

Die regionale Küche ist geprägt von Fisch und Meeresfrüchten, die von den dänischen und norwegischen Meeren nach Havneby gelangen. Eine Spezialität der Insel ist ferner Lammfleisch von am Deich grasenden Lämmern. Typisch für die Insel ist die dänische und regionale südjütische Küche.

Es gibt auf Rømø kaum Hotels. Hier hat quasi das dänische Ferienhaus seinen Ursprung. Zunächst den Reichen und Adeligen vorbehalten, so kamen durch einige Reformen in Dänemark (Urlaub für die arbeitende Bevölkerung u. a.) jeder in den Genuss, Freizeit über einen längeren Zeitraum am Stück zu besitzen. Und die wollte zur Erholung genutzt werden. Was für die vornehme Gesellschaft recht war, das war der Arbeiterklasse billig, und so errichteten sich Arbeiter und deren Familien ihre Ferienhäuser. Und diese stellten sie dann auch Anderen zur Verfügung. So entstand in ersten Ansätzen das Konzept des dänischen Ferienhauses.

Dänen sind überhaupt ein interessantes Völkchen. Meist wird das vertrauliche „Du“ bei der Anrede gepflegt. Man begegnet sich auf Augenhöhe und ist offen und locker im Umgang miteinander. Das „Sie“ galt lange als hochnäsig und eingebildet und gewinnt erst langsam eine ähnliche Bedeutung wie bei uns – meist jedoch begrenzt auf den geschäftlichen Bereich. Oft wird sich in Dänemark über alle Ebenen hinweg geduzt. Auf Augenhöhe eben.

Die Offenheit zeigt sich auch in einer anderen Gegebenheit. Die Steuererklärungen der Bürger sind öffentlich einsehbar. Sie liegen in den jeweiligen Ämtern zur Einsichtnahme bereit. Jeder darf erfahren, was man selbst verdient.

Das Wetter auf Rømø ist meist schnell wechselnd. Wir waren Ende August bis Anfang September auf der Insel. Es wehte meist ein leichter Wind. Regenphasen waren meist nur kurz und spätestens nach einer halben Stunde vom Winde verweht.

Es gibt eine Fährverbindung nach Sylt, die sich für einen Tagesausflug in jedem Fall lohnt. Allerdings hat uns auf Sylt ein regelrechter Kulturschock getroffen. Auf Rømø ist alles frei zugänglich und kostenlos. Sylt hingegen präsentiert sich in diesem Punkt eher aus der anderen Richtung. Zugänge zu den Stränden waren mit Schranken vergittert und nur gegen Einwurf nicht unerheblicher kleiner Münzen war man bereit, diese Schranken zu öffnen.

Zurück auf Rømø haben wir regelrecht aufgeatmet, diesem touristischen Aspekt wieder entronnen zu sein. Dann lieber an der Imbissbude im Hafen von Havneby ein Brötchen extra mit fangfrischen Krabben. Und schmatzend feststellen: Alles was uns die Einwohner von Rømø so zu ihrer Insel erzählt haben, hat gestimmt – die Ruhe zu dieser Zeit auf der Insel – die langen Spaziergänge am Strand – das Wandern im Watt – die Freundlichkeit der Menschen. Alles war so, wie versprochen.

zur Bildergalerie…